Europäische Zusammenarbeit in der Krebsbekämpfung unverzichtbar / Hürden für Forscherinnen und Forscher abbauen / Krebsrisiko durch Alkohol anerkannt


Das Europäische Parlament hat heute über den Abschlussbericht des Sonderausschusses zur Bekämpfung von Krebs abgestimmt.

„Wir wollen alldenjenigen das Leben erleichtern, die gegen den Krebs kämpfen, vor allem Patientinnen und Patienten sowie Forscherinnen und Forschern“, so der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) Dr. med. Peter Liese. „Grenzüberschreitende Forschung ist unerlässlich um den Krebs zu bekämpfen. Das gilt für alle Krebsarten, aber besonders für seltene Krebsarten und dem Krebs bei Kindern.“ Liese erläuterte, dass nur durch europäische Zusammenarbeit ausreichend schnell genügend Patienten, zum Beispiel für klinische Prüfungen, zusammenkommen, um zeitnah Innovationen in den Markt zu bringen. Die Forscherinnen und Forscher leiden aber an übermäßiger Bürokratie und unterschiedlichen Regelungen in den Mitgliedstaaten. „Dies muss sich dringend ändern“, so Liese.

„Wir brauchen eine einheitliche Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung und eine Struktur in der Europäischen Kommission, an die sich Forscherinnen und Forscher wenden können, wenn sie auf Hindernisse stoßen, um diese dann gemeinsam zu beseitigen. Beide Punkte sind in dem Text des Sonderausschusses enthalten. Wir wollen grenzüberschreitende Forschung erleichtern und Forscherinnen und Forscher den roten Teppich ausrollen und keine Steine in den Weg legen“, so Liese. Darüber hinaus fordern die Abgeordneten maßgeschneiderte Anreize zur Förderung der Entwicklung von Arzneimitteln für Kinderkrebs und eine Erleichterung des Zugangs zu grenzüberschreitenden klinischen Studien“, so Liese, der selbst als Arzt in einer Kinderklinik gearbeitet hat. 

Die Abgeordneten wollen den Patienten das Leben so erleichtern, dass eine Behandlung im Ausland einfacher erstattet werden kann. „Es kann lebenswichtig sein, einen Experten im Ausland zu konsultieren, wenn etwa bei einer seltenen Krebsart im eigenen Land kein Spezialist vorhanden ist. Auch aus sehr persönlichen Gründen kann eine Behandlung im Ausland sehr sinnvoll sein, etwa wenn ein Patient alleine lebt und die wichtigsten Angehörigen im Ausland leben. Es ist doch sehr menschlich, dass man bei einer Chemotherapie oder Operation in der Nähe seiner Liebsten sein will. Patienten müssen aber unter vielen bürokratischen Hürden leiden, obwohl der Europäische Gerichtshof festgestellt hat, dass es ein Recht auf Behandlung im Ausland gibt. Wir wollen, dass eine Änderung der Richtlinie über Patientenrechte den Menschen das Leben erleichtert. Krebspatienten haben keine Zeit für lange Rechtsstreitigkeiten.“

In dem Text wird auch die Frage behandelt, wie mit Überlebenden von Krebs umgegangen werden soll. „Viele Menschen, die zum Beispiel als Kind oder Jugendliche Krebs gehabt haben, werden noch Jahrzehnte später diskriminiert, weil man ihnen zum Beispiel den Zugang zu Versicherungen oder Krediten erschwert. Dies muss sich ändern, auch durch konkrete Gesetzgebung z.B. im Rahmen der Europäischen Versicherungsrichtlinie“.

Sehr kontrovers wurde über die Frage „Alkohol und Krebs“ diskutiert. Das Europäische Parlament erkennt mit großer Mehrheit an, dass Alkohol Krebs verursacht, und dass das Risiko am geringsten ist, wenn man gar nicht trinkt. Versuche diese Bezugnahme auf die WHO und internationale Studien herauszustreichen sind gescheitert. Die Abgeordneten sprachen sich aber mit Mehrheit dafür aus, dass ein totales Sponsoring-Verbot bei Veranstaltungen aus dem Text herausgestrichen wurde. Sponsoring soll nun wie Werbung nur bei Veranstaltungen verboten sein, bei denen hauptsächlich Kinder und Jugendliche teilnehmen. Eine Aufforderung für ein Warnlabel auf Alkoholflaschen wurde durch eine Aufforderung für Informationen über moderaten und verantwortungsbewussten Alkoholkonsum ersetzt.

„Den letzten Punkt halte ich für unglücklich, wir sollten Menschen die nicht trinken, nicht dazu auffordern mit dem Trinken zu beginnen und der Antrag ist hier leider nicht ganz klar. Selbstverständlich ist exzessives Trinken unser größtes Problem, aber die Aussage, dass moderater Alkoholkonsum die Gesundheit fördert, welche ich früher sehr gerne ausgesprochen habe, hat sich leider überholt. Ich möchte niemandem sein Glas Bier oder Glas Wein vermiesen aber, wenn ich Bier oder Wein trinke, dann tue ich das, weil es mir schmeckt und Freude bereitet und nicht, weil ich mir einrede, dass es gesund sei, denn das ist es leider nicht. Über die Änderung beim Sponsoring bin ich sehr froh. Die Europäische Union sollte nicht regulieren ob ein kleiner Sportverein durch die Dorfbrauerei unterstützt wird. Wichtig ist mir aber vor allem, dass die wissenschaftlichen Fakten im Bericht geblieben sind. Die Aussage des französieren Agrarministers vom Montagabend im Umweltausschuss, dass er den Bezug zur WHO lieber nicht gesehen hätte, finde ich unglaublich und ich bin froh, dass das Parlament seiner Parteifreundin Véronique Trillet-Lenoir gefolgt ist und nicht dem Minister Julien Denormandie. Insgesamt ist es wichtig, dass dieser Bericht mit riesiger Mehrheit angenommen wurde, die Kontroverse über den Alkohol darf nicht über die wesentlichen Punkte hinwegtäuschen“, so Liese.