Europäische Zusammenarbeit in der Krebsbekämpfung unverzichtbar / Allen das Leben erleichtern, die gegen den Krebs kämpfen / Roter Teppich für grenzüberschreitende Forschung / konkrete Maßnahmen müssen folgen

Am kommenden Dienstag, den 15. Februar, wird das Europäische Parlament über den Abschlussbericht des Sonderausschusses zur Bekämpfung von Krebs abstimmen. Seit 2020 ist das Thema Krebsbekämpfung eine Priorität der Europäischen Union. Die christdemokratische EVP-Fraktion hatte sich gegenüber Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dafür eingesetzt und erfolgreich die Installierung eines Sonderausschusses verlangt. „Wir wollen alldenjenigen das Leben erleichtern, die gegen den Krebs kämpfen, vor allem Patientinnen und Patienten sowie Forscherinnen und Forschern“, so der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) Dr. med. Peter Liese. „Grenzüberschreitende Forschung ist unerlässlich um den Krebs zu bekämpfen. Das gilt für alle Krebsarten, aber besonders für seltene Krebsarten und dem Krebs bei Kindern.“

Prof. Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie von der Charité in Berlin und Repräsentantin Deutschlands und der Belange der Kinderonkologie im europäischen ERA-NET Transcan-3, erläuterte, dass nur durch europäische Zusammenarbeit ausreichend schnell genügend Patienten, zum Beispiel für klinische Prüfungen, zusammenkommen, um zeitnah Innovationen in den Markt zu bringen. Die Forscherinnen und Forscher leiden aber an übermäßiger Bürokratie und unterschiedlichen Regelungen in den Mitgliedstaaten. „Dies muss sich dringend ändern“, so Liese. „Wir brauchen eine einheitliche Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung und eine Struktur in der Europäischen Kommission, an die sich Forscherinnen und Forscher wenden können, wenn sie auf Hindernisse stoßen, um diese dann gemeinsam zu beseitigen. Beide Punkte sind in dem Text des Sonderausschusses enthalten. Wir wollen grenzüberschreitende Forschung erleichtern und Forscherinnen und Forscher den roten Teppich ausrollen und keine Steine in den Weg legen“, so Liese. Darüber hinaus fordern die Abgeordneten maßgeschneiderte Anreize zur Förderung der Entwicklung von Arzneimitteln für Kinderkrebs und eine Erleichterung des Zugangs zu grenzüberschreitenden klinischen Studien“, so Liese, der selbst als Arzt in einer Kinderklinik gearbeitet hat.  

Die Abgeordneten wollen den Patienten das Leben so erleichtern, dass eine Behandlung im Ausland einfacher erstattet werden kann. „Es kann lebenswichtig sein, einen Experten im Ausland zu konsultieren, wenn etwa bei einer seltenen Krebsart im eigenen Land kein Spezialist vorhanden ist. Auch aus sehr persönlichen Gründen kann eine Behandlung im Ausland sehr sinnvoll sein, etwa wenn ein Patient alleine lebt und die wichtigsten Angehörigen im Ausland leben. Es ist doch sehr menschlich, dass man bei einer Chemotherapie oder Operation in der Nähe seiner Liebsten sein will. Patienten müssen aber unter vielen bürokratischen Hürden leiden, obwohl der Europäische Gerichtshof festgestellt hat, dass es ein Recht auf Behandlung im Ausland gibt. Wir wollen, dass eine Änderung der Richtlinie über Patientenrechte den Menschen das Leben erleichtert. Krebspatienten haben keine Zeit für lange Rechtsstreitigkeiten.“

Den Zugang zu wirksamen und preisgünstigen Arzneimitteln wollen die Abgeordneten durch gemeinsame Ausschreibungen wie bei den Impfstoffen erleichtern. Dies ist insbesondere für kleinere und einkommensschwache Mitgliedstaaten extrem wichtig“, so Liese. Das Arzneimittelrecht soll daraufhin überprüft werden, wie es noch stärkere Anreize für wirkliche Innovation setzen kann. „Im Arzneimittelrecht bedeutet ‚me-too‘ nichts Gutes. Es heißt nämlich, dass Firmen Arzneimittel entwickeln, die keinen wirklichen Mehrwert bringen, aber dem jeweiligen Unternehmen ein Stück des Kuchens in lukrativen Märkten bringen. Wichtig für die Patienten sind aber wirkliche Innovationen, z.B. auf Basis der mRNA-Technologie“.

Neben diesen vielen Punkten hat sich die EVP-Fraktion auch bei der Frage durchgesetzt, wie mit Überlebenden von Krebs umgegangen werden soll. „Viele Menschen, die zum Beispiel als Kind oder Jugendliche Krebs gehabt haben, werden noch Jahrzehnte später diskriminiert, weil man ihnen zum Beispiel den Zugang zu Versicherungen oder Krediten erschwert. Dies muss sich ändern, auch durch konkrete Gesetzgebung z.B. im Rahmen der Europäischen Versicherungsrichtlinie“.

Insgesamt ist Liese mit dem Bericht des Sonderausschusses sehr zufrieden. „An der ein oder anderen Stelle mussten wir Kompromisse machen, aber 80% des Berichts sind EVP-Position. Ich rechne daher fest damit, dass meine Kolleginnen und Kollegen den Bericht mit sehr breiter Mehrheit unterstützen. Ich rechne auch mit einer großen Mehrheit im Parlament. Danach geht die Arbeit erst richtig los und unsere Ideen müssen schnell in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden“, so der Arzt und Europaabgeordnete.

Der Vorlage für die Plenarabstimmung ist hier abrufbar: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-9-2022-0001_DE.pdf